von Nicole Burger, Kreisschulrätin, Aarau (erschienen in der Zeitung SVP aktuell (Ausgabe Januar 2023, p15f)

Die Kreisschule Aarau-Buchs (KSAB) startete im Jahr 2018 mit Vorschusslorbeeren. Ein Leuchtturm sollte die Schule werden, ein Vorbild für den ganzen Kanton und darüber hinaus. Nach vier Jahren fällt die Bilanz jedoch bescheiden aus. Die Sicht einer SVP-Kreisschulrätin.
Ernüchterung macht sich bei der bürgerlichen Ratsseite des Kreisschulrates Aarau-Buchs breit. Von einem Vorzeigeprojekt kann bereits heute keine Rede mehr sein, erst recht nicht von den versprochenen Kosteneinsparungen. Im pädagogischen Bereich macht die KSAB bedauerlicherweise eher mit Mobbing-Vorkommnissen auf sich aufmerksam als mit leuchtturmartigen Projekten. Auch Abstimmungszugeständnisse wurden bewusst gebrochen: Während den Buchsern hoch und heilig versprochen wurde, dass die etablierten Kleinklassen beibehalten würden, verschwanden diese schon wenige Monate nach der Abstimmung sang- und klanglos. Sogar die Einschulungsklassen (EK) wurden mit Verweis auf die Ausrichtung der Kreisschule auf die Integrative Schulung (IS) abgeschafft. Obwohl der Kreisschulrat von diesem Rechtsbruch wusste, unternahm er nichts. Erst meine Aufsichtsbeschwerde führte dazu, dass die EK wieder einge führt werden mussten.
Demokratiedefizite
Der Kreisschulrat, die Legislative der KSAB, stellte sich denn auch sehr schnell als reines Abnickergremium heraus. Unsere Kompetenzen waren grossmehrheitlich auf Budget-Fragen beschränkt, wo der Spielraum bei einer Schule mit klaren Aufgaben ohnehin klein ist. Auf meine Initiative hin wurde jedoch Anfang 2021 ein Motions- und Postulatsrecht eingeführt. Seither hat sich der Einfluss der Legislative etwas vergrössert. Dies gab mir zum Beispiel die Möglichkeit, im Zusammenhang mit den Mobbing-Vorfällen im Zegli-Schulhaus eine Aufarbeitung der Vorkommnisse zu verlangen. Abgesehen davon beschäftigen wir uns oft mit Banalitäten wie der Bereitstellung von gratis Tampons-Spendern in den Mädchen-WCs. Dabei konnte ich mir nur mit Mühe die Bemerkung verkneifen, dass man diese Spender, wenn schon, auch in den Buben-WCs bereitstellen müsste – schliesslich menstruieren in der heutigen Zeit offenbar auch Männer. Weil der Kreisschulrat von vornehmlich linken Exponenten seit jeher als lästig angesehen wird, sind mittlerweile sogar Bestrebungen im Gang, diesen ganz abzuschaffen. Der Schulvorstand (ehemals Kreisschulpflege) würde direkt dem Stadt- resp. dem Gemeinderat unterstellt. Klar ist, dass dies mit einem massiven Demokratieverlust einherginge. Eine Aufsicht über die Schule fände kaum mehr statt. Ich werde mich mit aller mir zur Verfügung stehenden Kraft gegen diese Pläne wehren.
Grossprojekt in Planung
Ein weiteres Grossprojekt ist schon weit gediehen. In Aarau soll ein Oberstufenzentrum entstehen, das rund 150 Millionen Franken kosten wird. Künftig sollen sämtliche Oberstufenschüler der Gemeinden Aarau und Buchs unter einem Dach die Schulbank drücken – insgesamt 66 Klassen! Finanziert werden soll das Schulhaus durch die Stadt Aarau, beim Mobiliar wird auch die Gemeinde Buchs zur Kasse gebeten werden. Böse Zungen haben bereits ihre Erleichterung darüber zum Ausdruck gebracht, dass das Kommando der Kantonspolizei in unmittelbarer Nachbarschaft beheimatet ist – dies bedeute kürzere Wege für Polizeibeamte und ihre Drogenspürhunde.
Was können wir daraus lehren?
Die Erfahrung der letzten Jahre hat mir gezeigt: Die Aufblähung von öffentlich-rechtlichen Institutionen ist stets kritisch zu hinterfragen, da sie oft verbunden ist mit Demokratieverlusten. Zudem ist die Gefahr, dass sich gewisse Gruppierungen auf Kosten der Allgemeinheit selbst verwirklichen, in kleineren Gebilden viel geringer. Leider ist die SVP in der Bildungspolitik (noch) zu wenig präsent. Es zeigt sich, dass man durchaus etwas bewegen kann. Was das neue Oberstufenzentrum betrifft, bin ich der der Ansicht, dass die SVP dieses konsequent bekämpfen muss – auch wenn wir, wie so oft, mit diesem Ansinnen alleine dastehen werden.
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